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Pfannenbeschichtung: Da gibt es doch nichts zu forschen

– doch!

 

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Pfannenbeschichtung: Da gibt es doch nichts zu forschen – doch!

© Fraunhofer IFAM, AdobeStock KI generiert

Die Pfannenbeschichtung hat einen großen Einfluss auf das Braten von Spiegeleiern und anderen leckeren Speisen. Sie sorgt dafür, dass das Ei nicht an der Pfanne kleben bleibt. Eine gute Pfannenbeschichtung hilft also, dass dein Spiegelei perfekt gelingt und köstlich aussieht! Geht doch schon – warum also sollten wir dazu noch forschen?

Es gibt Beschichtungen, die als kritisch angesehen werden, weil sie PFAS – also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – enthalten. Diese Chemikalien sind schädlich für die Umwelt und die Gesundheit. Bekannt sind sie auch als Ewigkeitschemikalien, weil sie sich nicht abbauen und so in der Natur anreichern. Deshalb ist es besser, auf Pfannen ohne PFAS umzusteigen.

Was haben die Forscher am Fraunhofer IFAM dafür entwickelt? Sie haben nach intensiver Entwicklungsarbeit einen Weg gefunden, Beschichtungen für verschiedene Materialien  herzustellen, die ohne schädliche Stoffe auskommen und trotzdem sehr gute Antihafteigenschaften aufweisen und gleichzeitig lange halten. Dafür nutzen sie siliziumorganische Materialien, die mit einem speziellen Verfahren auf die Oberfläche aufgebacht werden. Diese Beschichtung ist nützlich für viele Produkte auch in der Medizintechnik oder im Werkzeugbau, aber vor allem ist sie ungefährlich. Es ist also eine ziemlich coole Erfindung!

Werde auch du Forscher/Forscherin – denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie sich nur vorzustellen.

  • Wie wird die Beschichtung aufgetragen?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Die Antihaftbeschichtung wird durch ein Verfahren namens »plasmapolymere Beschichtung« aufgetragen. Dabei wird ein Gas durch Zufuhr von Energie in einen Plasma-Zustand gebracht. Plasma wird auch als vierter Aggregatzustand der Materie, neben fest, flüssig und gasförmig angesehen. In einem Plasma werden die Atome oder Moleküle so stark angeregt, dass sie ionisiert werden, d.h. sie verlieren oder gewinnen Elektronen und werden zu geladenen Teilchen. Beispiele für Plasmen sind Blitze oder Polarlichter. Das schichtbildende Plasma enthält dann kleine Partikel des Materials, das aufgetragen werden soll. Die zu beschichtenden Gegenstände werden in die Plasmaumgebung gebracht, und die geladenen Partikel haften an der Oberfläche des Gegenstandes und bilden eine dünne Schicht. Dieser Prozess kann bei verschiedenen Temperaturen durchgeführt werden und eignet sich für eine Vielzahl von Materialien.

  • Wie kann eine Antihaftbeschichtung an einer Pfanne haften? Ist das nicht widersprüchlich?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Ja, das mag zunächst widersprüchlich erscheinen, aber es ist möglich, durch spezielle Verfahren und Materialien eine Antihaftbeschichtung so auf einer Pfanne zu befestigen, dass sie haftet, während die Oberfläche selbst antihaftend bleibt. Der Schlüssel liegt in dem Aufbau der dünnen plasmapolymeren Schicht, die auf die Oberfläche eines Materials als Gradient aufgebracht wird, sodass sie einerseits eine exzellente Haftung zum Produktkörper ermöglicht und andererseits optimale Antihafteigenschaften ausprägt.

    Die plasmapolymere Schicht haftet auf einer Seite an einem Objekt, weil die chemische Zusammensetzung oder die Oberflächenstruktur der Beschichtung so gestaltet ist, dass sie eine starke Bindung mit dem Material des Objekts eingeht. Auf der anderen Seite ist die Oberfläche der Beschichtung so modifiziert, dass sie antihaftende Eigenschaften aufweist, was durch die Steuerung des Plasmaprozesses und die Einführung von Substanzen mit niedriger Oberflächenenergie und somit geringer Anziehungskraft zu anderen Materialien erreicht wird. Dies ermöglicht die Nutzung der Beschichtung für Anwendungen, wo eine starke Haftung an der Basis und eine nicht haftende sowie leicht zu reinigende oder reibungsarme Oberfläche erforderlich ist.

  • Kann ich diese neue Entwicklung schon im Handel kaufen?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Den genauen Zeitpunkt, zu dem diese neue Entwicklung im Handel verfügbar ist, können wir noch nicht sagen. Die anwendungsorientierte Forschung bzgl. der Pfannen ist weit fortgeschritten und hat bereits Marktreife erreicht. Die Pfannen werden bereits in Großküchen getestet und in Kochkursen eingesetzt. Die Funktionalität und Beständigkeit der Beschichtung ist also schon an Prototypen nachgewiesen. Ein Patent für unsere Erfindung ist ebenfalls schon erteilt, sodass die Entwicklung für uns geschützt ist. Wir können also mit dem sogenannten Technologietransfer beginnen.

    Interesse besteht bereits bei vielen Herstellern von Haushaltswaren. Wir sind im Gespräch. Die Hersteller müssen beispielsweise prüfen, wie sie die neue Fertigungstechnologie in ihre Produktionslinie integrieren können. Denn: Am Ende der Entwicklungskette steht ein Massenprodukt, das millionenfach verkauf werden und dem Verbraucher jahrzehntelang Freude beim Kochen bereiten soll.