Zukunftsmaterialien

Ein nachhaltiger Baustoff, der einfach mehr kann. Das gibt’s doch nicht 

– DOCH!

 

Beschäftigen dich Fragen zu diesem oder anderen Materialthemen, dann stelle diese doch direkt unseren Forschenden! Und du erhältst deine Antwort hier.

 

Interessierst du dich für spannende Ausbildungsberufe oder Praktika bei Fraunhofer oder möchtest du dich rund um das Thema Materialwissenschaft und Werkstofftechnik informieren?

Dann schau...

Pfannenbeschichtung: Da gibt es doch nichts zu forschen

– DOCH!

Eine grüne Oase mitten in der Innenstadt. Das gibt’s doch nicht 

– DOCH!

Mehr Ruhe in der Arbeitswelt. Das gibt’s doch nicht 

– DOCH!

Ein nachhaltiger Baustoff, der einfach mehr kann. Das gibt’s doch nicht – DOCH!

© typha technik Naturbaustoffe / Werner Theuerkorn
Typhaplatten erfüllen sowohl statische als auch dämmende Aufgaben mit einer Bauteilschicht.

Rohrkolben, auch Typha genannt, ist eine Pflanze, die richtig schnell wächst und jedes Jahr große Mengen Biomasse liefert. Viel mehr, als unsere heimischen Wälder produzieren können. Genau das macht Typha so spannend für die Zukunft des Bauens: Ein natürlicher Rohstoff, der ständig nachwächst und dabei auch noch robust ist – perfekt also, um daraus nachhaltige Baustoffe zu entwickeln.

Und genau das passiert am Fraunhofer IBP. Die Forschenden haben mit dem Praxispartner typha technik ein Verfahren entwickelt, mit dem sie aus Typha-Blättern und einem mineralischen Bindemittel stabile Platten herstellen: das Typhaboard. Diese Platten können richtig viel. Sie weisen eine hohe Festigkeit auf, lassen Feuchtigkeit gut regulieren, schützen vor Schimmel und dämmen hervorragend. Dazu kommt ein hoher Brand- und Schallschutz – also Eigenschaften, die im modernen Bau kaum wichtiger sein könnten. Kurz gesagt: Das Typhaboard ist ein natürlicher Baustoff, der sich hinter konventionellen Materialien nicht verstecken muss – im Gegenteil.

Wie gut das funktioniert, zeigt ein Projekt in Nürnberg, bei dem die Haupteigenschaften- Dämmung und Festigkeit- besonders vorteilhaft waren. Dort wurden Typha-Platten in einem alten Fachwerkhaus verbaut. Das Ziel: Denkmalschutz und moderne Energieeffizienz miteinander verbinden. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: schlanke Außenwände mit integrierter Wandheizung, ein U-Wert von 0,35 W/m²K und eine sehr angenehme Wärme im Innenraum. Außerdem ließ sich das Material leicht und präzise verarbeiten – ein echter Vorteil auf der Baustelle.

Typha zeigt: Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit müssen kein Widerspruch sein.

Werde auch du Forscher/Forscherin – denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie sich nur vorzustellen.

Mehr Ruhe in der Arbeitswelt. Das gibt’s doch nicht – DOCH!

© KI generiert

Lärmschwerhörigkeit ist mega unangenehm und gehört zu den häufigsten Berufskrankheiten, besonders unter Schreinerinnen und Schreinern. Kreissägen, Fräsen und andere Maschinen machen ordentlich Krach und schädigen über die Jahre das Gehör. Das führt nicht nur zu Schwerhörigkeit, sondern auch zu Stress und Konzentrationsproblemen. Trotz gesetzlicher Vorgaben zum Gehörschutz ist das Problem weiterhin groß!

Das kann sich nun ändern!
Fraunhofer-Forschende haben eine geniale Lösung entwickelt: vibroakustische Metamaterialien (VAMM), die ursprünglich für die Raumfahrt gedacht waren, können hier für Ruhe sorgen.

Wie machen die das?
Vibroakustische Metamaterialien sind »Supermaterialien«, die helfen, Lärm und Vibrationen zu reduzieren. Das Sägeblatt selbst wird zum Metamaterial, indem es mit speziellen Einschnitten und Strukturen versehen wird. Das sorgt dafür, dass die Vibrationen gefiltert werden und der Krach beim Sägen um 10 dB sinkt – das ist wie eine Halbierung der wahrgenommenen Lautheit!

VAMM bestehen aus kleinen, gleichmäßig angeordneten Bausteinen, auf denen Resonatoren sitzen – das sind Systeme, die Schwingungen »einfangen«. Diese Resonatoren sind so angeordnet, dass sie genau auf die Frequenzen abgestimmt sind, die leiser werden soll. Wenn der Schall auf sie trifft, entsteht ein »Stoppband«, wo die Schwingungen stark reduziert werden. So wird's ruhiger!

Das Beste: Diese Lärm-Fresser können auch in der Luft- und Raumfahrt sowie im Automobilbau eingesetzt werden.

Werde auch du Forscher/Forscherin – denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie sich nur vorzustellen.

Eine grüne Oase mitten in der Innenstadt. Das gibt’s doch nicht – DOCH!

Innenansicht des Sitzelements am Salzstadel
© Fraunhofer IBP
Innenansicht des multifunktionalen, modularen Sitzelements am Platz Salzstadel in Rosenheim. Es verfügt über ein Sonnensegel und eine Rückwand, welche teils akustisch wirksam, teils begrünt ausgeführt wurde.

Asphaltierte und verkehrsreiche Innenstädte sind keine Seltenheit. Autolärm und fehlende Sitzplätze laden nicht zum Verweilen ein, auch die Sonne und Hitze an warmen Sommertagen sind in Innenstädte häufig nicht zu ertragen. Wie können in der Innenstadt Orte geschaffen werden, an denen man sich gerne aufhält? Genau das haben sich Forschende im Projekt BUOLUS gefragt.

Bei einer Befragung am Rosenheimer Stadtplatz »Salzstadel« wurde klar: Der Platz hat drei Hauptprobleme – Lärm, Hitze und zu wenig Grün. Also musste eine Lösung her, die all das auf einmal verbessert. Die Idee: ein multifunktionales, modulares Sitzelement, das nicht nur gut aussieht, sondern auch wirklich was bewirkt.

Wie das funktioniert? Ganz einfach: Die Rückwand des Sitzmöbels ist aus schallabsorbierendem Material gefertigt – so wird der Straßenlärm gedämpft. Außen wächst Begrünung, die nicht nur schön aussieht, sondern auch das Mikroklima verbessert. Obendrauf kann ein Low-E-beschichtetes Sonnensegel angebracht werden. Das reflektiert die Sonne und hält den Platz darunter kühl – ideal für heiße Sommertage! Und das Beste: Die Pflanzen in den integrierten Pflanztrögen sind bienenfreundlich und teilweise essbar – also gut für Mensch und Natur.

Messungen zeigten: Der Lärm darin ist deutlich geringer und auch die Menschen vor Ort finden das Sitzelement super. Die Mehrheit der Befragten wünschte sich sogar, solche Möbel bald auf anderen Plätzen zu sehen. Also: Einfach mal hinsetzen, durchatmen und erleben, wie Forschung die Stadt ein Stück lebenswerter macht.

Gefördert wurde BUOLUS übrigens vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – heute BMFTR – und der Europäischen Union im Rahmen des Programms FONA.

Werde auch du Forscher/Forscherin – denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie sich nur vorzustellen.

  • Was versteht man unter einem »Low-E-beschichteten Sonnensegel«?

    Antwort von unserem Forscher Andreas Kaufmann: Ein Low-E-beschichtetes Sonnensegel ist ein textiler Sonnenschutz, dessen Gewebe mit einer sogenannten Low-Emissivity-Beschichtung (niedriger Emissionsgrad) versehen ist. Diese spezielle Oberflächenschicht besteht meist aus sehr dünnen metallischen oder keramischen Partikeln, die Wärmestrahlung effektiv reflektieren. Dadurch wird die Aufnahme und Abgabe von Infrarotstrahlung stark reduziert. Das Ergebnis ist ein deutlich kühlerer Schattenbereich unter dem Segel, da weniger Wärme vom Material selbst abgestrahlt wird. Zudem schützt die Beschichtung das Gewebe vor Überhitzung und UV-Strahlung, was die Lebensdauer des Materials verlängert. Low-E-beschichtete Sonnensegel tragen somit zu einem verbesserten thermischen Komfort im Außenbereich bei und helfen, den Energieverbrauch für Klimatisierung zu senken, insbesondere in heißen Klimazonen oder stark besonnten Bereichen.

     

Pfannenbeschichtung: Da gibt es doch nichts zu forschen – DOCH!

© Fraunhofer IFAM, AdobeStock KI generiert

Die Pfannenbeschichtung hat einen großen Einfluss auf das Braten von Spiegeleiern und anderen leckeren Speisen. Sie sorgt dafür, dass das Ei nicht an der Pfanne kleben bleibt. Eine gute Pfannenbeschichtung hilft also, dass dein Spiegelei perfekt gelingt und köstlich aussieht! Geht doch schon – warum also sollten wir dazu noch forschen?

Es gibt Beschichtungen, die als kritisch angesehen werden, weil sie PFAS – also per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – enthalten. Diese Chemikalien sind schädlich für die Umwelt und die Gesundheit. Bekannt sind sie auch als Ewigkeitschemikalien, weil sie sich nicht abbauen und so in der Natur anreichern. Deshalb ist es besser, auf Pfannen ohne PFAS umzusteigen.

Was haben die Forscher am Fraunhofer IFAM dafür entwickelt? Sie haben nach intensiver Entwicklungsarbeit einen Weg gefunden, Beschichtungen für verschiedene Materialien  herzustellen, die ohne schädliche Stoffe auskommen und trotzdem sehr gute Antihafteigenschaften aufweisen und gleichzeitig lange halten. Dafür nutzen sie siliziumorganische Materialien, die mit einem speziellen Verfahren auf die Oberfläche aufgebacht werden. Diese Beschichtung ist nützlich für viele Produkte auch in der Medizintechnik oder im Werkzeugbau, aber vor allem ist sie ungefährlich. Es ist also eine ziemlich coole Erfindung!

Werde auch du Forscher/Forscherin – denn die Zukunft ist zu wichtig, um sie sich nur vorzustellen.

  • Wenn PFAS so gefährlich sind, wieso sind sie dann nicht schon verboten?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: PFAS werden seit Jahrzehnten in vielen Alltagsprodukten genutzt – von Regenjacken über Kochgeschirr bis Löschschaum. Sie sind extrem haltbar und billig herzustellen. Firmen und Behörden mussten erst nach und nach merken, wie problematisch sie für Umwelt und Gesundheit sind.

    Ein Verbot braucht Gesetze, und das dauert: Bevor etwas verboten wird, müssen Daten gesammelt, Gefahren nachgewiesen und Ersatzstoffe gefunden werden. Die EU arbeitet gerade an einem weitgehenden Verbot, aber das zieht sich vermutlich bis zur Umsetzung noch über einen längeren Zeitraum hin. Einige Firmen nehmen unsere Forschungsergebnisse auf und ersetzen die Stoffe - bislang auf freiwilliger Basis.

     

  • Was passiert, wenn PFAS aus meiner Pfanne in meinen Körper gelangen?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Bei normalem Gebrauch einer intakten Pfanne ist das Risiko der Aufnahme von PFAS sehr gering. Die Beschichtung sollte nicht zerkratzt oder über 260 °C stark überhitzt werden. Da ich aber kein Mediziner bin, kann ich die Frage nach den Auswirkungen nicht umfänglich beantworten. Weiterführende Informationen dazu gibt es zum Beispiel auf der Seite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

  • Wie wird die Beschichtung aufgetragen?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Die Antihaftbeschichtung wird durch ein Verfahren namens »plasmapolymere Beschichtung« aufgetragen. Dabei wird ein Gas durch Zufuhr von Energie in einen Plasma-Zustand gebracht. Plasma wird auch als vierter Aggregatzustand der Materie, neben fest, flüssig und gasförmig angesehen. In einem Plasma werden die Atome oder Moleküle so stark angeregt, dass sie ionisiert werden, d.h. sie verlieren oder gewinnen Elektronen und werden zu geladenen Teilchen. Beispiele für Plasmen sind Blitze oder Polarlichter. Das schichtbildende Plasma enthält dann kleine Partikel des Materials, das aufgetragen werden soll. Die zu beschichtenden Gegenstände werden in die Plasmaumgebung gebracht, und die geladenen Partikel haften an der Oberfläche des Gegenstandes und bilden eine dünne Schicht. Dieser Prozess kann bei verschiedenen Temperaturen durchgeführt werden und eignet sich für eine Vielzahl von Materialien.

  • Wie kann eine Antihaftbeschichtung an einer Pfanne haften? Ist das nicht widersprüchlich?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Ja, das mag zunächst widersprüchlich erscheinen, aber es ist möglich, durch spezielle Verfahren und Materialien eine Antihaftbeschichtung so auf einer Pfanne zu befestigen, dass sie haftet, während die Oberfläche selbst antihaftend bleibt. Der Schlüssel liegt in dem Aufbau der dünnen plasmapolymeren Schicht, die auf die Oberfläche eines Materials als Gradient aufgebracht wird, sodass sie einerseits eine exzellente Haftung zum Produktkörper ermöglicht und andererseits optimale Antihafteigenschaften ausprägt.

    Die plasmapolymere Schicht haftet auf einer Seite an einem Objekt, weil die chemische Zusammensetzung oder die Oberflächenstruktur der Beschichtung so gestaltet ist, dass sie eine starke Bindung mit dem Material des Objekts eingeht. Auf der anderen Seite ist die Oberfläche der Beschichtung so modifiziert, dass sie antihaftende Eigenschaften aufweist, was durch die Steuerung des Plasmaprozesses und die Einführung von Substanzen mit niedriger Oberflächenenergie und somit geringer Anziehungskraft zu anderen Materialien erreicht wird. Dies ermöglicht die Nutzung der Beschichtung für Anwendungen, wo eine starke Haftung an der Basis und eine nicht haftende sowie leicht zu reinigende oder reibungsarme Oberfläche erforderlich ist.

  • Kann ich diese neue Entwicklung schon im Handel kaufen?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Den genauen Zeitpunkt, zu dem diese neue Entwicklung im Handel verfügbar ist, können wir noch nicht sagen. Die anwendungsorientierte Forschung bzgl. der Pfannen ist weit fortgeschritten und hat bereits Marktreife erreicht. Die Pfannen werden bereits in Großküchen getestet und in Kochkursen eingesetzt. Die Funktionalität und Beständigkeit der Beschichtung ist also schon an Prototypen nachgewiesen. Ein Patent für unsere Erfindung ist ebenfalls schon erteilt, sodass die Entwicklung für uns geschützt ist. Wir können also mit dem sogenannten Technologietransfer beginnen.

    Interesse besteht bereits bei vielen Herstellern von Haushaltswaren. Wir sind im Gespräch. Die Hersteller müssen beispielsweise prüfen, wie sie die neue Fertigungstechnologie in ihre Produktionslinie integrieren können. Denn: Am Ende der Entwicklungskette steht ein Massenprodukt, das millionenfach verkauf werden und dem Verbraucher jahrzehntelang Freude beim Kochen bereiten soll.

  • Sollte ich meine alten Pfannen lieber wegschmeißen? Und wo kriege ich so eine Pfanne mit PFAS-freier Beschichtung?

    Antwort von unserem Forscher Ralph Wilken: Das Risiko der Aufnahme von PFAS bei normalem Gebrauch einer intakten Pfanne sehr gering. Die Beschichtung sollte aber nicht zerkratzt oder über 260 °C stark überhitzt werden.

    Den genauen Zeitpunkt, zu dem diese neue Entwicklung im Handel verfügbar ist, können wir noch nicht sagen. Die anwendungsorientierte Forschung bzgl. der Pfannen ist weit fortgeschritten und hat bereits Marktreife erreicht. Die Pfannen werden bereits in Großküchen getestet und in Kochkursen eingesetzt. Die Funktionalität und Beständigkeit der Beschichtung ist also schon an Prototypen nachgewiesen. Ein Patent für unsere Erfindung ist ebenfalls schon erteilt, sodass die Entwicklung für uns geschützt ist. Wir können also mit dem sogenannten Technologietransfer beginnen.

    Interesse besteht bereits bei vielen Herstellern von Haushaltswaren. Wir sind im Gespräch. Die Hersteller müssen beispielsweise prüfen, wie sie die neue Fertigungstechnologie in ihre Produktionslinie integrieren können. Denn: Am Ende der Entwicklungskette steht ein Massenprodukt, das millionenfach verkauf werden und dem Verbraucher jahrzehntelang Freude beim Kochen bereiten soll.